Die bekannteste Mehrtageswanderung in Tasmanien, und vermutlich auch in Australien, ist der Overland Track im Cradle Mountain-Lake St Clair National Park. Der Nationalpark ist Teil der Tasmanian Wilderness World Heritage Area, welche rund 25% der Insel einnimmt und sich vom Zentrum bis an die Südwestküste erstreckt.
Der Overland Track ist berüchtigt für sein wechselhaftes, regnerisches Wetter. Die Roaring Forties (Westwinde zwischen dem 40 und 50 Grad südlicher Breite) können auch im Sommer für Schnee sorgen.
Es lohnt sich genügend Zeit für die ausgewiesenen Abstecher einzuplanen und auch eine Nacht im Pine Valley zu verbringen. Von dort lassen die Seenebene The Labyrinth und der Gipfel The Acropolis erwandern.
Steckbrief
Region | ![]() |
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Eckdaten | 5-8 Etappen, 80 km, ![]() ![]() |
Beste Reisezeit | Ende Dezember bis Mitte/Ende Februar |
Kategorie | Hütten- oder Zeltwanderung auf Bergwanderwegen durch Tasmanien |
Anreise | Bus Launceston nach Cradle Mountain |
Abreise | Bus Lake St. Clair nach Hobart/Launceston |
Karte | ![]() |
Unterkunft | Hütten (Schlafsack und Unterlage mitnehmen) oder Zelt |
Verpflegung | Aus dem Rucksack, keine Einkaufsmöglichkeit |
Permit | Hauptseason 1 October - 31 May: Overland Track Pass (beinhaltet Parkeintritt und Cradle Mountain Shuttle Service zum Start der Wanderung). Es gibt 34 Plätze pro Tag und es muss von Nord nach Süd gewandert werden Nebensaison 1 June -30 September: Tasmanian national parks pass und eine kostenlose Registrierung werden benötigt. |
Mobilabdeckung | Im Nationalpark nicht vorhanden! |
Boot | Optional Boot von Narcissus über den Lake St Clair |
Info | Parks & Wildlife Service - Overland Track |
Etappen Overland Track
Etappe | Von | Bis | km | Hütte |
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1 | Ronny Creek | Waterfall Valley | 10,7 | ![]() |
2 | Waterfall Valley | Lake Windermere | 7,8 | ![]() |
3 | Lake Windermere | Pelion | 16,8 | ![]() |
4 | Pelion | Kia Ora | 8,6 | ![]() |
5 | Kia Ora | Windy Ridge | 9,6 | ![]() |
6 | Windy Ridge | Pine Valley | 10,2 | ![]() |
7 | Pine Valley | Narcissus | 9,2 | ![]() |
8 | Narcissus | Cynthia Bay | 17,5 | Lake St Clair |
Summe | 90,4 |
Etappe 1: Ronny Creek - Waterfall Valley
Von Ronny Creek aus gibt es zwei Möglichkeiten die Tour zu beginnen. Die erste Variante führt an den Crater Falls und Crater Lake vorbei, über einen kurzen, aber sehr steilen Anstieg zu Marions Lookout. Der Weg über den Horse Track zum Crater Peak ist nicht so steil, aber das Gelände ist frei und man ist dem Wetter ausgeliefert. Die meissten Wanderer wählen die erste Variante, bietet sie die schönsten Ausblicke.
Kurz nachdem sich beide Tracks wieder vereinen, ist das Cradle Plateau erreicht. Wer früh vor den vielen Tagestouristen unterwegs ist, kann mit viel Glück an der Kitchen Hut einen Quoll (Tüpfelbeutelmarder) sehen. Die kleine Hütte ist eine Notfallunterkunft und darf nur im wirklichen Notfall zur Übernachtung (mit Ausnahme des Quolls) genutzt werden. Von hier startet der Sitetrack zum Gipfel des Cradle Mountain, der sich bei schönen Wetter auf alle Fälle lohnt. Und hier steht auch die letzte Toilette mit Wasserspülung für die nächsten 65 Kilometer.
Der Overland Track steigt weiter leicht an und erreicht an einer Kuppe mit 1260m den höchsten Punkt auf seiner gesamten Strecke. Ab hier sind nur noch wenige Tagesbesucher zu finden, die Wildnis beginnt. Als nächstes wird das Quellgebiet des Fury Rivers durchquert und der Track geht an der Westflanke des Cradle Mountains entlang. Am Benson Peak führt der Lake Rodway Track links Richtung Osten zur am lake Rodway gelegenen Scott Kilvert Memorial Hut ab. Der Track führt nun auf einem schmalen Bergrücken, den Cradle Cirque, entlang. Das Gelände ist offen und bietet wenig Schutz vor Regen und Sonne. Nach Westen führt der Barn Bluff Track zum Barn Bluff ab, dessen Besteigung ebenfalls möglich ist. Der Abstieg ins Waterfall Valley ist steil aber gut zu gehen und die Waterfall Valley Hut ist bald erreicht.
Wer noch Energie hat kann ohne schweres Gepäck die vielen Wasserfälle im Tal erkunden.
Etappe 2: Waterfall Valley - Lake Windermere
Die zweite Etappe ist mit siebeneinhalb Kilometern recht kurz und auch vom Gelände sind keine großen Herausforderungen zu erwarten. Trotzdem fängt der Tag mit einem Anstieg an, gilt es doch das Waterfall Valley auf seiner Südseite zu verlassen. Das Tal wird zuvor durchwandert. Dabei werden mehrere Flussarme trockenen Fusses oberhalb der Wasserfälle überquert. Gemächlich geht es dann auf Holzstegen nach oben.
Es folgt eine offene Moorlandschaft, mit Hügeln und kleinen Seen dazwischen. Der Overland Track geht immer wieder auf und ab, aber es sind keine großen Höhenunterschiede zu überwinden. Am Lake Holmes zweigt der Track zum Lake Will ab. Der Abstecher zum Lake Will ist der einzige Side-Trip des Tages. Lake Will liegt am Fuße des Barn Bluff. Der Track führt noch ein gutes Stück am Seeufer entlang zu den Innes Falls. Für die zwei Kilometer lange Strecke sollten eineinhalb Stunden eingerechnet werden.
An einem längeren Abstieg ist Lake Windermere das erste mal zu sehen. Schnell ist das Seeufer erreicht und eine Badestelle passiert. Noch ein Stückchen und Windermere Hut taucht in einem kleinen Wäldchen auf.
Etappe 3: Lake Windermere - Pelion
Am dritten Tag steht die längste Etappe an. Rund 17 Kilometer geht es durch Moorlandschaft mit Buttongras, durch Scheinbuchen-Regenwald (Myrtle-Beech) und Eucalyptwald schließlich am Pelion West vorbei.
Begleitet wird der Tag durch den Forth River und den Ausblick auf zwei markante Berge. Zum einen Mt. Oakleigh, der auf der anderen Seite des tiefen Tales des Forth Rivers, liegt. Bei guten Wetter domiert dagegen der Tafelberg Pelion West den Ausblick. Im Schatten des Mount Pelion West wird der River Forth bei Frog Flats gequert. Im Süden locken die Gipfel Paddys Nut und Mount Thetis, aber der Overland Track schwenkt nun nach Osten und führt hinauf auf die Pelion Plains.
Der Forth Valley Track führt zur Old Pelion Hut und dann weiter nach Norden. Old Pelion Hut gehört zu den wenigen historischen Hütten, die am Overland Track noch stehen. Der Abstecher ist etwas beschwerlich und besonders bei Regenwetter feucht. Trotzdem lohnt ein Besuch schon besonders deshalb, da es sehr beeindruckend ist auf welchen engen Raum Menschen früher dort gelebt haben.
Etappe 4: Pelion - Kia Ora
Wir verlassen die Pelion Plains mit Mount Oakleigh und wenden uns dem höchsten Berg Tasmaniens zu, Mount Ossa (1617 m). Durch einen alpinen Wald steigt der Overland Track am Douglas Creek entlang hinauf auf den Pass Pelion Gap zwischen Mount Doris und Mount Pelion East. Vom Rastplatz auf der Passhöhe aus sind Gipfelbesteigungen möglich. Nach Westen führt der Abstecher an Mount Doris vorbei auf Mount Ossa (4-5h). Nach Osten gibt es den nicht ganz so hohen Mount Pelion East (1461 m) zu erklimmen (2h). Die Gipfel bestehen aus Geröll und Bouldern und sollte nur bei guten Wetter in Angriff genommen werden.
Der Weg führt von Pelion Gap weiter nach Süden und steigt hinab ins Pinestone Valley. Nach Querung der Ebene mit Buttongras tauchen wir wieder in den Eucalyptwald und steigen langsam ab zur Kia Ora Hut.
Etappe 5: Kia Ora - Windy Ridge
Die fünfte Etappe steht im Zeichen der Wasserfälle. An der Kia Ora Hütte wird der Kia Ora Creek, der sich über die Kia Ora Falls hinab zum Mersey River stürzt, gequert. Der Wanderweg verlässt die Ebene und führt durch den Regenwald zur Du Cane Hut. Die historische Hütte wurde 1910 erbaut und dient heute als Notfallschutzhütte. An der Ostflanke des Falling Mountain entlang begleiten uns King Billy-Pine, Sassafras (ein Lorbeergewächs) und Myrtengewächse. Als nächstes warten die Wasserfälle D’Alton and Fergusson Falls auf einen Besuch. Der Abstecher hinab zur Schlucht des Mersey River, wo sich das Wasser über die Felsen in die Tiefe stürzt, ist lohnenswert. Nach weiteren rund 20 Minuten auf dem Overland Track wird die Abzweigung zum Hartnett Falls erreicht. Entlang des Mersey River gibt es, vom Harnett-Wasserfall aufwärts, eine nicht markierte Route durch das The-Never-Never-Tal in den Walls of Jerusalem Nationalpark. Der Wanderweg steigt nun zum Du Cane Gap an. Hartlaubwald herrscht hier vor und gibt ab und zu den Blick frei auf die Berge der Du Cane Range im Westen und der Traveller Range im Osten. Bald ist Windy Ridge mit der Bert Nichols Hut im oberen Narcissus Valley erreicht.
Etappe 6: Windy Ridge - Pine Valley
Von der Bert Nichols Hut sind es nur noch neun Kilometer durch das Narcissus Valley bis zum Nordufer des Lake St Clair. Sehr lohnenswert ist jedoch der Besuch des Pine Valley, wo die Pine Valley Hut zu einer weiteren Nacht im Cradle Mountain - Lake St Clair National Park einlädt. Die Hütte ist zudem die ideale Basis für eine Gipfeltour zum The Acropolis und um die Hochebene The Labyrinth zu erkunden.
Wir wandern durch den Eukalyptuswald. Die mächtigen, alten Baumstämme sind mit Moos bewachsen, welches auf den häufigen Regen hindeutet. Der Weg folgt dem Narcissus River, der weiter unten im Tal fließt, leicht abwärts. Wir queren Stony Creek und können im Talgrund die Sumpfebene Bowling Green erblicken. Nun ist es nicht mehr weit bis zur ausgeschilderten Abzweigung ins Pine Valley.
Der Pine Valle Track quert den quert den Narcissus River über eine Hängebrücke. Anschliessend wird der Cephissus Creek zweimal gequert. Der Weg folgt dem Fluss nun am Nordufer entlang durch den Wald. Die Pine Valley Hut ist ein beliebtes Wochenendeziel und unterscheidet sich nicht von den Hütten des eigentlichen Overland Track. Nach Westen führt von hier der Labyrinth Track steil hinauf auf die Du Cane Range. Von der seenreichen Hochebene The Labyrinth gibt es tolle Ausblicke auf die umgebenen Berge der Du Cane Range (Walled Mountain, Mount Geryon und The Acropolis).
Etappe 7: Pine Valley - Narcissus
Bevor es auf dem Pine Valle Track wieder auf dem gleichen Weg zurück zum Oberland Track geht, bietet es sich an dem Acropolis Track nach Norden zu folgen. Unweit der Hütte erwartet den Wanderer Cephissus Falls. Nach einem steilen Aufstieg wird ein Plateau südlich der Acropolis erreicht mit tollen Ausblicken auf dem Gipfel und die Berge Mount Gould, Minotaur und Parthenon. Nun beginnt der eigentliche Gipfelaufstieg. Das Boulderfeld zum Gipfel ist nicht jedermans Sache, das davor liegene Hochplateau aber einfach zu erreichen.
Zurück auf dem Overland Track steigen wir weiter durch das Narcissus Valley, Eine Hängebrücke über den Narcissus Valley kündigt das baldige Ziel an. Kurz vor dem Nordufer von Lake St Clair wird die Narcissus Hut erreicht. Vom Anleger gibt es die Möglichkeit mit dem Boot über den See nach Cynthia Bay zu fahren und auf die Etappe entlang des Sees zu verzichten.
Etappe 8: Narcissus - Cynthia Bay
Von Narcissus Hut führt der Overland Track weiter am westlichen Seeufer des Lake St. Clair nach Cynthia Bay. Die meissten Wanderer nehmen das Boot, aber bei guten Wetter ist diese Etappe eine schöne Wanderung durch den Myrtenbuchen-Regenwald ohne grosse Steigungen, die sich aber zum Ende hin etwas zieht. Den ganzen Tag werden wir von Mount Ida begleitet, der auf der anderen Seeseite thront. Der Overland Track führt unweit des Seeufers an den Hängen des Mount Olympus entlang. Nach rund 5 Kilometern ist die Echo Point Hut erreicht, an der sich öfters Tagestouristen vom Boot absetzen lassen, um nach Cynthia Bay zurück zuwandern. Die 1962 erbaute, rustikale Hütte liegt direkt am Seeufeer und kann für einer weitere Übernachtung genutzt werden, bietet aber nur einfache Holzbetten und einen alten Ofen. Zelten ist möglich und eine Trockentoilette gibt es auch. Zudem wohnen dort aber auch Bushratten, die es auf Rucksäcke und Treckingfood abgesehen haben. Deshalb gibt es extra einen Metallkasten für die sichere Aufbewahrung (auch für Zelter!)
Der zweite Teil der Wanderung zieht sich dann jedoch. Trotz Baumfarnen und Lederholz, da sich die Aussicht nicht wirklich ändert, sieht auch der Regenwald irgendwann gleich aus. Schliesslich ist Cynthia Bay und damit das Ende des Overland Tracks erreicht. Die Lake St Clair Lodge bietet Übernachtungsmöglichkeiten, die vorgebucht werden sollten, und der Bus in die Zivilisation fährt von hier ab.